Sonntag, 7. November 2010
7. November


Der letzte Abend am Strand mit lieben Menschen: meine Schweizer Nachbarin, ein paar Isralis, Norman, ein deutscher Schriftsteller, der gerade an der Drehbuchbearbeitung von einem seiner Romane schreibt…. Auch ich arbeite hier. Ehrlich. Vormittags schreibe ich im Cafe an meinem Stück nach Strandjoggen und Morgenschwimmen. Nachmittags am Strand abhängen. Abends tanzen, trinken… So viele Pläne nicht ausgeführt, kein Dolphinwatching, kein Scooter Mieten und das Leben auf Indiens Straßen riskieren. Nur Strand, Essen, Strand, Schlafen, Sport, Schreiben, Reden Tanzen, Schlafen. Jetzt wieder Zeit für Kultur, auf nach Hampi.

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1/2/3/4/5/6. November
Riesige Greifvögel kreisen über mir im Himmel. Kühe ziehen den Strand entlang. Hunde kommen zu mir und wollen gestreichelt werden. Die Menschen haben zwar auch diesen Strand in Goa erobert, doch beherrschen tun sie ihn nicht. Da ist noch immer die Natur, das stetige Rauschen den Meeres, die Gezeiten, die Tiere. Palolem ist ein Bilderbuchsandstrand, sanft geschwungen, mit Kokospalmen, umrahmt von sanften Klippen – einfach ein Traum. Zwischen den Palmen Strandhüten für Touristen, Bars, Restaurants. Teilweise werden sie noch gebaut, es wird gehämmert und gesägt. Ein Baustellenstrand, unfertig und deshalb charmant. Einer der ruhigeren Strände auf Goa und doch mit allem ausgestattet, was man braucht, Strandbars mit ausgezeichneter Musik, gutes Essen, WiFi, Alt- und Späthippies gibt’s hier nicht, aber Yoga, Reiki, Massage, nasengepiercte Deutsche, kiffende Israelis, in Indien hängengebliebene Kroaten, jainistische Argentinier. Profi-Traveller mit dem Wissen um die besten Strände, die billisten Unterkünfte. Traveller sind so geizig. Manchmal muss man sich richtig für sie schämen. Nicht dass die Inder einem alles zum Bestpreis nachwerfen, aber alles so billig wie möglich ist auch keine Lebenshaltung. Und dann immer nur Reisen. „Hast du nicht manchmal Heimweh?“ frage ich eine französisch-schweizerische Videokünstlerin, die seit Monaten in Indien unterwegs ist. „I don’t allow me to“ sagt sie. Das Glück besteht im Reisen. Reisen als Selbstzweck. Versteh ich nicht. Ich reise auch gerne, aber irgendwann will ich doch wieder dorthin zurück, wo ich Sinnvolles leisten kann. Der Kroate hat sich nach dem Krieg für die Frühpension entscheiden und lebt seither ohne Pass und Visum in Indien. Jeder von Ihnen hat mehr oder weniger vernünftige religiöse Welterklärungs- und Lebenssinnmodelle, manche inspirierend, manche nur abwegig. „Anything can happen in India“. Das stimmt immer. Hier kann einem immer alles passieren. Die Inder sind die spontansten Menschen, die ich kenne. Manchmal auch spontan kompliziert. Spontan liebevoll. Spontan freundlich. Ein indisches Fischerboot kreuzt meine morgendliche Schwimmroute im Meer. „Come with us“, rufen die Inder“. No suncreame“, rufe ich zurück, und blicke wehmütig dem Fischerboot hinterher, das am glitzernden Horizont verschwindet.

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