Samstag, 27. November 2010
24/25/26. November


Seit zwei Tagen in Kochi. Seltsam. Alle haben so geschwärmt von dieser Stadt, dass ich beschlossen habe, meine letzten Tage hier zu verbringen. Sie ist auch wirklich bezaubernd. Alte europäische Häuser der Portugisen und Holländer, umgeben von Meer. Aber auch hohl. Enkernt für Touristen. Die Touristen hier sind auch anders. Zurückhaltender. Man ist nicht allein in indischer Fremde und begrüßt sich freudig wie ein lange nicht gesehenes Familienmitglied. Man ist hier sonderbar unter sich und hält deshalb Abstand. Schicke Kaffees, tolle Restaurants. Alles geschmackvoll eingerichtet. Man kann hier gut leben, aber warum? Gut, geht man ein bißchen abseits der Touristenpfade in die Stadt hinein, sieht man wieder die schönen kleinen Alltagssszenen, die Indien ausmachen.



So wie vorgestern bei der Backwatertour von Allappey aus. Man fährt mit einem kleinen Boot mit Bambusdach über weite Wasserflächen, am Horizont einzelne Palmen, am Wasser überall große Hausboote wie schwimmende Käfer, kugelrunde Bambushäuschen, luxuriös ausgestattet für indische oder ausländische Touristen. Man fährt durch enge Kanäle und fährt mitten durch das Alltagsleben der Inder. Am Wasser waschen sie Wäsche und Geschirr. Kinder spielen im Wasser, jubeln und machen Saltos ins Wasser sobald man vorbeifährt. Fischer im Kanu und am Ufer, Hühner, die durch den Garten waten oder schwimmen. Hier regnet es so viel, dass fast alle Gärten der Häuser überschwemmt sind. Teilweise auch die Häuser selbst. Die Menschen leben trotzdem darin. Hier wird nix evakuiert. Frauen gehen ständig mit gerafften Röcken umher. Alles steht einen halben Meter unter Wasser. Enten schwimmen im Vorgarten. Die Reisfelder stehen auch komplett unter Wasser. Die Landschaft wirkt unwirklich. Man weiß gar nicht mehr, wo Gewässer ist, wo Festland, einzelne Dämme mit Palmenalleen durchziehen eine unendliche Wasserfläche. Die Kanäle sind höher als die Felder. Ein irres Bild. Mit Sandsäcken versucht man, die übervollen Kanäle einzudämmen. Das gelingt kaum. So rinnt das Wasser durch das Alltagsleben der Menschen. Nasse Füße in Haus und Hof.

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23. November


Heute war ich im Dschungel und es hat nicht geregnet. Im morgendlichen Nebel starten wir. Gleich am Anfang stellen wir fest: alles voller Blutegel. Wir erhalten spezielle Blutegelstrümpfe, doch die Viecher sind so schnell in den Schuhen, auf der Hose. Wir streuen Tabak auf Schuh und Strümpfe, das mögen sie nicht. Es geht kleine Pfade entlang. Wir sehen Pfotenspuren eines Tigers. Die Tatzengröße kennt man ja aus dem Zoo, hier in der Natur hat bekommt so ein Abdruck nochmals eine andere unmittelbarere Dimension. Plötzlich werden die Guides unruhig. Aufgeregtes Plappern in fremder Sprache. Fragende Blicke der Weißen. Wie in Dschungelfilmen aus den Fünfzigern. Dann geht es plötzlich quer durch den Wald. Die Guides haben eine Elefantanspur entdeckt. Wir folgen den riesigen Abdrücken (mein Fuß passt da fünfmal hinein) durch den Dschungel. Klopfendes Herz, Spinnweben im Gesicht, hier gibt’s Riesenspinnen. Und man sieht sie immer erst im letzten Augenblick im äußersten Gesichtsfeld, wie in den Filmen (spiders are very dangerous, big ones you die, but small ones you don’t die) Der Elefant ist zu schnell oder wir zu langsam. Auf alle Fälle finden wir ihn nicht. Die Bilanz von einem Tag im Dschungel: ein paar Affen, ein Frosch, ein Bison zwischen Blätterwerk, bunte Vögel, Spinnen, Blutegel. War aber trotzdem aufregend.

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22. November
No foto today. Es regnet schon wieder seit dem frühen Nachmittag. Jeden Tag Regen. Der Monsun sollte eigentlich vorbei sein. Climate Change erläutern Kellner und Rikschafahrer. Ich sitze hier in den Bergen und kann nichts tun. Was will ich hier, frage ich mich. Es ist genug. Schlechtes Wetter hab ich auch zu Hause. Ich will in mein Leben zurück. Morgen Dschungeltrek. Viele Blutegel, sagt man. Weil es noch immer regnet. Yippie. Eat and be eaten. Welcome to the jungle.

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