Dienstag, 5. Oktober 2010
28/29/30. September
volce, 02:11h
Ich reise durch Welten. Ich kann nichts begreifen sondern nur schauen. Überbordende Bilder. Jeder Augenblick ein Geschenk, jeder Moment eine Szene. Indien ein tausendfaches Gemälde. Bhutan der friedvollste Ort der Welt. So erscheint es mir nach den ersten zwei Tagen meiner Reise. Dabei beginnt alles mit einer Beinahe-Katastrophe, einem Schreckenstrip durch Berlin.
Ich lasse mich zum Flughafen bringen. Keine gute Idee an diesem Donneratag Vormittag, denn am Autobahnring stecken wir sofort im Stau fest. Die Zeit verinnt, wir kommen kaum voran und mittlerweile ist fast nur noch eine Stunde bis zum Abflug meiner Maschine. Wir verlassen die Autobahn, damit ich auf die S-Bahn wechseln kann, doch dann finden wir uns auf irgendwelchen unbekannten Straßen in Charlottenburg und wissen gar nicht mehr, wie man fahren soll. Ich spüre echte Verzweiflung in mir aufsteigen, kann nicht mehr klar denken und werde panisch. Wir versuchen per Google Maps unseren Weg zu finden. Schließlich eine S-Bahnstation, doch der Zug fährt erst in 6 min. Also der Entschluss, ein Taxi zu nehmen. Der Taxifahrer kennt die Schleichwege und ich komme tatsächlich noch rechtzeitig zum Flughafen. Als ich vom Check-in zum Gate hetze, komme ich am Mann vom Check-in Schalter vorbei, der mich vorhin bedient hat und der gerade auch zum Gate geht. „Lassen Sie sich Zeit, Herr Schmidt“, sagt er gelassen. Ich staune, dass er sich meinen Namen gemerkt hat und hetze weiter.
Lassen Sie sich Zeit, Herr Schmidt“, das soll wohl die Losung dieser Reise sein.
Die Flüge sind angenehm, Turkish Airlines sympathisch, am Flughafen von Delhi genieße ich chillige indische Musik über die Lautsprecher und verliebe mich sofort in die freundliche, kindliche und verspielte Art der Inder. Die Sonne geht schnell auf, scheint durch die riesiegen Flughafenfenster, ich versuche in verschiedenen sitzenden Positionen zu schlafen. Am Flug von Delhi nach Bagdogra tauchen am Horizont hinter den Wolken die Bergketten des Himalaya auf. Ich kann es kaum fassen. Diese entfernten prächtigen schneebedeckten Gipfel sind also der Himalaya. Jetzt bin ich tatsächlich angekommen.

In Bagdogra gibt es keinen Himalaya mehr, nur heiße, feuchte indische Luft, banges Warten auf meinen Rucksack am Gepäcksausgabeband, den Gestank indischer Straßen und Dunst und Staub. Das Taxi führt mich durch endloses indisches Straßengetümmel. Hier passiert alles, überall und gleichzeitig. Ich blicke nur staunend und überwältigt aus dem Taxifenster. Soviel Armut und Schönheit gleichzeitig. Der Verkehr ist einfach nur Wahnsinn. Alles bewegt sich ohne Regel gleichzeitig so eng wie möglich aneinander vorbei und dabei auch noch um die Schlaglöcher herum. Zumindest fahren die Gefährtemeistens links aneinander vorbei, auch wenn sie bis kurz vor dem Ausweichmanöver genau aufeinander zu fahren. Vieles, was man sieht, macht Sinn, wie Männer, die auf der Straße anderen Männern den Bart scheren, Rikschas mit oder ohne Motor, letztere mit bis zu 7 Menschen behängt. Anderes macht keinen Sinn: Ein LKW, der in einem Fluss fährt und dabei bis zur Führerkabine ins Wasser eintaucht. Frauen, die in einem Bus warten, der keine Räder mehr hat. Andere Dinge sind einfach nur unglaublich. Es wird schnell und früh dunkel in Westbengalen, doch der Verkehr wird nicht vorsichtiger. Jetzt wird zusätzlich zum Hupen noch gelichthupt. Und in diesem ganzen Wahnsinn fährt ein Typ mit dem Fahrrad, telefoniert dabei, seine Frau sitzt seelenruhig im Sari auf dem Gepäcksträger, während buntgeschmückte, stinkende LKWs ein paar cm neben ihrem Ohr vorbeidonnern. Ich sitze mitten in all dem Wahnsinn in meinem Taxi. Aber ich habe keine Angst. Der Verkehr funktioniert so. Alles fließt.
Ich weiß laut Karte, dass die meiste Stecke auf dem Weg von Bagdogra nach Phuntsholingin Bhutan, Highway sein soll. Ich warte die ganze Zeit auf den Highway und frage mich, wann diese Schlaglochpiste, dieses enge Geschaukel auf überfüllter Kleinstraße aufhört. Ich frage den Taxifahrer, wann denn jetzt endlich der Highway kommt. Er sagt, das sei der Highway. Das ist also der Highway. Ab diesem Moment weiß ich, dass es gut ist, im Leben mit allem, wirklich mit allem zu rechnen.
Zwischendurch gibt es halbwegs asphaltierte Teilstücke und nach nach 5 h Fahrt kommen wir in Phuntsholing an der indisch-bhutanischen Grenze an. Das Chaos, nun in kompletter Dunkelheit, nur erleuchtet von den Glühbirnen und Kerzen der Straßenläden, wird wieder dichter. Wir durchfahren ein prächtiges Tor mitten in der Stadt. Ich frage den Fahrer, wo denn die Grenze sei. Er meint, das wäre gerade die Grenze gewesen und fragt, in welches Hotel ich wolle. Ich bin also bereits in Bhutan, in diesem abgeschiedenen, schwer zugänglichen Himalaya-Königreich und habe es nicht mal bemerkt. Der Taxifahrer lässt mich aussteigen. Ich gehe zur Grenze zurück und werde von verwunderten halbwüchsigen Grenzbeamten empfangen, die fragen, woher ich komme. Zum Glück ist auch Tandim da, der mein Visum bereithält, mir einen weißen Gebetsschal umhängt und mich in Bhutan willkommen heißt.

Am nächsten Tag organisieren wir mein Visum, fahren mit einem Motorrikscha durch den indischen Teil der Stadt, wie herrlich. Gerüche und Fahrtwind um uns herum. Der Trubel ganz nah, und wieder alles gleichzeitig. Auf dem bhutanischen Amt genieße ich die bhutanische Beamtenmentalität. Und alle tragen diese wunderschönen traditionellen Gewänder, den Go. Dann geht es mit dem Taxi Richtung Thimphu, hinauf, hinauf in die Berge. Sieben Stunden lang. Die Hauptverbindung zwischen Indien und Bhutan.

Teilweise auch schlimmste Rumpelstraße. Under Construction, erklärt mir Tandim. Das sieht ca. so aus: alle paar hundert Meter arbeitet eine indische Famile an einem Teilstück. Das Teilstück ist ca. einen Meter lang. Entweder macht die Familie gerade Pause, oder sie bildet eine Menschenkette von ca. fünf Personen reicht einen Stein nach dem anderen ca. einen halben Meter vom Rand der Straße weiter, um ihn schließlich den Hang hinunter zu werfen. Fünf Menschen für einen halben Meter. Manchmal schaufelt auch einer, meistens eine Frau, und drei andere sehen dabei zu. Oder sie schaufeln zu zweit. Einer hält die Schaufel. Der andere hilft ihm mittels eines am Schaufelstiel befestigten Seil.

So kommen wir immer weiter in dieses Königreich, halten an einsamen Tschorten, von Gebetsfahnen, Wind und Frieden umgeben, der Blick geht immer in die Ferne, über steile bewaldete Täler hinweg.
Abends erreichen wir Thimpu und ich werde herzlich von Tshering und seiner Familie empfangen.
Ich lasse mich zum Flughafen bringen. Keine gute Idee an diesem Donneratag Vormittag, denn am Autobahnring stecken wir sofort im Stau fest. Die Zeit verinnt, wir kommen kaum voran und mittlerweile ist fast nur noch eine Stunde bis zum Abflug meiner Maschine. Wir verlassen die Autobahn, damit ich auf die S-Bahn wechseln kann, doch dann finden wir uns auf irgendwelchen unbekannten Straßen in Charlottenburg und wissen gar nicht mehr, wie man fahren soll. Ich spüre echte Verzweiflung in mir aufsteigen, kann nicht mehr klar denken und werde panisch. Wir versuchen per Google Maps unseren Weg zu finden. Schließlich eine S-Bahnstation, doch der Zug fährt erst in 6 min. Also der Entschluss, ein Taxi zu nehmen. Der Taxifahrer kennt die Schleichwege und ich komme tatsächlich noch rechtzeitig zum Flughafen. Als ich vom Check-in zum Gate hetze, komme ich am Mann vom Check-in Schalter vorbei, der mich vorhin bedient hat und der gerade auch zum Gate geht. „Lassen Sie sich Zeit, Herr Schmidt“, sagt er gelassen. Ich staune, dass er sich meinen Namen gemerkt hat und hetze weiter.
Lassen Sie sich Zeit, Herr Schmidt“, das soll wohl die Losung dieser Reise sein.
Die Flüge sind angenehm, Turkish Airlines sympathisch, am Flughafen von Delhi genieße ich chillige indische Musik über die Lautsprecher und verliebe mich sofort in die freundliche, kindliche und verspielte Art der Inder. Die Sonne geht schnell auf, scheint durch die riesiegen Flughafenfenster, ich versuche in verschiedenen sitzenden Positionen zu schlafen. Am Flug von Delhi nach Bagdogra tauchen am Horizont hinter den Wolken die Bergketten des Himalaya auf. Ich kann es kaum fassen. Diese entfernten prächtigen schneebedeckten Gipfel sind also der Himalaya. Jetzt bin ich tatsächlich angekommen.

In Bagdogra gibt es keinen Himalaya mehr, nur heiße, feuchte indische Luft, banges Warten auf meinen Rucksack am Gepäcksausgabeband, den Gestank indischer Straßen und Dunst und Staub. Das Taxi führt mich durch endloses indisches Straßengetümmel. Hier passiert alles, überall und gleichzeitig. Ich blicke nur staunend und überwältigt aus dem Taxifenster. Soviel Armut und Schönheit gleichzeitig. Der Verkehr ist einfach nur Wahnsinn. Alles bewegt sich ohne Regel gleichzeitig so eng wie möglich aneinander vorbei und dabei auch noch um die Schlaglöcher herum. Zumindest fahren die Gefährtemeistens links aneinander vorbei, auch wenn sie bis kurz vor dem Ausweichmanöver genau aufeinander zu fahren. Vieles, was man sieht, macht Sinn, wie Männer, die auf der Straße anderen Männern den Bart scheren, Rikschas mit oder ohne Motor, letztere mit bis zu 7 Menschen behängt. Anderes macht keinen Sinn: Ein LKW, der in einem Fluss fährt und dabei bis zur Führerkabine ins Wasser eintaucht. Frauen, die in einem Bus warten, der keine Räder mehr hat. Andere Dinge sind einfach nur unglaublich. Es wird schnell und früh dunkel in Westbengalen, doch der Verkehr wird nicht vorsichtiger. Jetzt wird zusätzlich zum Hupen noch gelichthupt. Und in diesem ganzen Wahnsinn fährt ein Typ mit dem Fahrrad, telefoniert dabei, seine Frau sitzt seelenruhig im Sari auf dem Gepäcksträger, während buntgeschmückte, stinkende LKWs ein paar cm neben ihrem Ohr vorbeidonnern. Ich sitze mitten in all dem Wahnsinn in meinem Taxi. Aber ich habe keine Angst. Der Verkehr funktioniert so. Alles fließt.

Ich weiß laut Karte, dass die meiste Stecke auf dem Weg von Bagdogra nach Phuntsholingin Bhutan, Highway sein soll. Ich warte die ganze Zeit auf den Highway und frage mich, wann diese Schlaglochpiste, dieses enge Geschaukel auf überfüllter Kleinstraße aufhört. Ich frage den Taxifahrer, wann denn jetzt endlich der Highway kommt. Er sagt, das sei der Highway. Das ist also der Highway. Ab diesem Moment weiß ich, dass es gut ist, im Leben mit allem, wirklich mit allem zu rechnen.
Zwischendurch gibt es halbwegs asphaltierte Teilstücke und nach nach 5 h Fahrt kommen wir in Phuntsholing an der indisch-bhutanischen Grenze an. Das Chaos, nun in kompletter Dunkelheit, nur erleuchtet von den Glühbirnen und Kerzen der Straßenläden, wird wieder dichter. Wir durchfahren ein prächtiges Tor mitten in der Stadt. Ich frage den Fahrer, wo denn die Grenze sei. Er meint, das wäre gerade die Grenze gewesen und fragt, in welches Hotel ich wolle. Ich bin also bereits in Bhutan, in diesem abgeschiedenen, schwer zugänglichen Himalaya-Königreich und habe es nicht mal bemerkt. Der Taxifahrer lässt mich aussteigen. Ich gehe zur Grenze zurück und werde von verwunderten halbwüchsigen Grenzbeamten empfangen, die fragen, woher ich komme. Zum Glück ist auch Tandim da, der mein Visum bereithält, mir einen weißen Gebetsschal umhängt und mich in Bhutan willkommen heißt.

Am nächsten Tag organisieren wir mein Visum, fahren mit einem Motorrikscha durch den indischen Teil der Stadt, wie herrlich. Gerüche und Fahrtwind um uns herum. Der Trubel ganz nah, und wieder alles gleichzeitig. Auf dem bhutanischen Amt genieße ich die bhutanische Beamtenmentalität. Und alle tragen diese wunderschönen traditionellen Gewänder, den Go. Dann geht es mit dem Taxi Richtung Thimphu, hinauf, hinauf in die Berge. Sieben Stunden lang. Die Hauptverbindung zwischen Indien und Bhutan.

Teilweise auch schlimmste Rumpelstraße. Under Construction, erklärt mir Tandim. Das sieht ca. so aus: alle paar hundert Meter arbeitet eine indische Famile an einem Teilstück. Das Teilstück ist ca. einen Meter lang. Entweder macht die Familie gerade Pause, oder sie bildet eine Menschenkette von ca. fünf Personen reicht einen Stein nach dem anderen ca. einen halben Meter vom Rand der Straße weiter, um ihn schließlich den Hang hinunter zu werfen. Fünf Menschen für einen halben Meter. Manchmal schaufelt auch einer, meistens eine Frau, und drei andere sehen dabei zu. Oder sie schaufeln zu zweit. Einer hält die Schaufel. Der andere hilft ihm mittels eines am Schaufelstiel befestigten Seil.

So kommen wir immer weiter in dieses Königreich, halten an einsamen Tschorten, von Gebetsfahnen, Wind und Frieden umgeben, der Blick geht immer in die Ferne, über steile bewaldete Täler hinweg.
Abends erreichen wir Thimpu und ich werde herzlich von Tshering und seiner Familie empfangen.
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