Sonntag, 21. November 2010
17/18/19/20/21. November
An meinem letzten Tag an der Küste bei Kannur konnte ich miterleben, wie zwei schwedische Rentnerpärchen eine großräumige Landschaftsumgestaltung vornahmen. Hinter dem Strand gibt eine Art Backwater, ein stehendes Gewässer, von der Küste nur durch eine Sandbarriere getrennt. Üblicherweise wird diese Barriere in der Regenzeit vom angestauten Wasser durchbrochen. Eigentlich ist die Regenzeit vorbei, doch es regnet noch immer viel. Das Wasser hat sich also sehr hoch angestaut, viele Fusswege sind unter Wasser und können nur schwer begangen werden. Diesem Zustand haben die vier Schweden um die Siebzig ein Ende bereitet. Mit Strohhut und Spaten machen sie sich an die Arbeit und graben einen kleinen kaum einen halben Meter tiefen Kanal durch den Sand vom Backwater zum Meer. Sie sind wie Kinder mit Eifer bei der Arbeit, puddeln eifrig, entfernen vom Rand abbrechenden Sand aus dem Rinnsal, das immer größer wird. Sie erklären mir, der Durchfluss würde in ein paar Stunden mehrere Meter breit werden. Ich nicke nur ungläubig und lege mich wieder an den Strand. Als ich nach einer Stunde aufblicke, sehe ich eine riesige Stromschnelle von braunem von Sand verfärbtem Wasser. Der Kanal hat sich tatsächlich von selbst vergrößert und ist zum reißenden Strom geworden. Das gesamte dahinter liegende Gewässer rinnt aus. Wo vorher noch eine stehende Brühe war, ist jetzt munter fließendes Wasser. Die Schweden packen glücklich ihre Gerätschaften ein und verlassen den Strand. Zurück bleiben staunende Inder und begutachten das Naturspektakel, während sich der Strom durch den Sand von Minute zu Minute immer mehr weitet und ein unüberbrückbares Hindernis wird. Das dahinter liegende Gewässer existiert nach ein paar Stunden nicht mehr.



Am Abend traumhaften Spaziergang an einem endlosen Sandstrand. Stundenlang könnte man hier das Meer entlangwandern. Nur Palmen, Sand und Wellen in den schönsten Farben und Formen.

Nun bin ich seit drei Tagen in Varkala. Anfangs fragte ich mich, was ich hier will. Touristen, überall Touristen, der Strand nicht aufregend und überfüllt. Ein Restaurant und Verkaufstand neben dem anderen, überall Yoga und Ayurveda. Ich finde immerhin eine schöne Unterkunft in einem Wellnessressort. Ich bleibe dann doch länger, denn das Essen ist gut, ich schreibe viel, die Wellen sind zum Surfen ausgezeichnet, wenn auch verdammt hoch und respekteinflößend. Man trifft nette Menschen, sitzt in Cafes, plaudert, alles ist einfach und unkompliziert und der abstoßende Touristrand wird annehmbar und heimelig. Heute regnet es den ganzen Tag, also bloß Schreiben und abends in die Stammkneipe.

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