Sonntag, 26. Juni 2011
23/24. Juni
volce, 04:04h
Diese City sleept ja echt nie. Und man weiß auch nicht mehr, wann man schlafen soll. In der Nacht selten und und untertags is auch immer was. Zum Glück war es die letzten Tage nicht mehr so heiß. Ein kühler Dunst liegt über der Stadt, und löscht die Spitzen der Wolkenkratzer auf. Im Nachbarhaus lauter Hiphop und von irgendwo das Gedudel des Eiswagen. Jetzt kommt die Sonne durch die Fenster. Mein Kopf pocht von der letzten Nacht. Mit Aidan im Cadaques, dem besten Tapasladen der Stadt. Hundertpro. Mathew, ein Freund von Aidan hat ihn vor neun Monaten eröffnet. Aidan hat mit ihm das ganze Interieur gebaut, jedes Holzstück ausgesucht, jede Lampe, alles stilvoll. Wir trinken spanische Weine, besten Whiskey, dazu göttliche Tapas. Und alles auf Rechnung des Hauses. Aidan verliert seinen Blackberry mit all seinen Drehbüchern und Shortstories und Sonetten, die er in letzter Zeit geschrieben hat und verzweifelt und dann ist es ihm egal, denn die Dinge kommen und gehen, er sagt er hat die Geschichten im Kopf, aber die Wörter sind weg und erzählt mir, was er geschrieben hat und findet neue Wörter.

Am Donnerstag war ich bei einer szenischen Lesung eine Stückes von Ewald Palmetshofer. Ewald war auch da und hat am Ende podiumsdiskutiert. Die Leute waren angetan von den sprachlichen, rhythmischen und szenischen Möglichkeiten, die seine Stücke eröffnen. In einem Land, in dem vor allem Straight-Forward-Stücke in Straight-Forward-Inszenierungen gezeigt werden, ist Ewalds Umgang mit Raum und Zeit und Erzählebenen in „hamlet ist tot, keine schwerkraft“ fast revolutionär. Am Ende wurden aktionsreiche Ausschnitte aus der Wiener Inszenierung gezeigt. Bei der Diskussion fragte dann ein Zuseher, ob er denn all die Dinge, die die Schauspieler auf dem Video gemacht hätten, als Regieanweisungen angeführt hätte. Ewald ganz trocken: „I don't write any directings.“ Dass ein Regisseur nicht nur ausführt, was der Autor schreibt, ist dem Publikum hier fremd.
Danach noch lange Gespräche über die unterschiedlichen Theatersysteme in Europa und den USA. Dadurch, dass es keinerlei staatlichen Theater und staatliche Förderung von darstellender Kunst gibt, gibt es auch kaum Möglichkeiten abseits der Gesetze des Marktes zu produzieren und damit Neues und Riskantes zu schaffen. Der Markt fordert die Gefälligkeit des Mainstram. Und so sieht das dann auch aus, wenn man den Broadway entlang läuft. Das gesamte Kulturbudget für die gesamten Vereinigten Staaten, erzählt mir Dimitri, der Regisseur der Lesung, beträgt 200 Millionen $. Fassungsloses Staunen.
Du nimmst den Rhythmus der Stadt an. Irgendwann merkst du, dass du anders durch die Straßen läuft. Du hast diesen unbeteiligten Blick und fühlst, dass du nicht mehr irgendetwas hinterher läufst sondern obenauf schwimmst. Dazu gehörst. Es ist natürlich nur ein bescheuertes Gefühl, weil du nirgendwo obenauf schwimmst und auch nirgendwo dazu gehörst aber allein das Bewusstsein verändert dich und wie die Menschen mit dir umgehen und plötzlich bist du wer und wirst gesehen, nur weil du mal ein Hemd anziehst und du dich auch nach Hemd fühlst und das Innen und außen übereinstimmen und dann kommen Schauspielerinnen auf dich zu und überreichen dir ihre Karten und ältere intellektuelle Damen fragen dich, wie lange du schon in NY lebst, und wundern sich, dass du erst zwei Wochen hier bist, weil du eben selbst kurz glaubst, dass du dazu gehörst und das auch ausstrahlst. Und am nächsten Tag bist du wieder nur ein Krümel im Wind.

Am Donnerstag war ich bei einer szenischen Lesung eine Stückes von Ewald Palmetshofer. Ewald war auch da und hat am Ende podiumsdiskutiert. Die Leute waren angetan von den sprachlichen, rhythmischen und szenischen Möglichkeiten, die seine Stücke eröffnen. In einem Land, in dem vor allem Straight-Forward-Stücke in Straight-Forward-Inszenierungen gezeigt werden, ist Ewalds Umgang mit Raum und Zeit und Erzählebenen in „hamlet ist tot, keine schwerkraft“ fast revolutionär. Am Ende wurden aktionsreiche Ausschnitte aus der Wiener Inszenierung gezeigt. Bei der Diskussion fragte dann ein Zuseher, ob er denn all die Dinge, die die Schauspieler auf dem Video gemacht hätten, als Regieanweisungen angeführt hätte. Ewald ganz trocken: „I don't write any directings.“ Dass ein Regisseur nicht nur ausführt, was der Autor schreibt, ist dem Publikum hier fremd.
Danach noch lange Gespräche über die unterschiedlichen Theatersysteme in Europa und den USA. Dadurch, dass es keinerlei staatlichen Theater und staatliche Förderung von darstellender Kunst gibt, gibt es auch kaum Möglichkeiten abseits der Gesetze des Marktes zu produzieren und damit Neues und Riskantes zu schaffen. Der Markt fordert die Gefälligkeit des Mainstram. Und so sieht das dann auch aus, wenn man den Broadway entlang läuft. Das gesamte Kulturbudget für die gesamten Vereinigten Staaten, erzählt mir Dimitri, der Regisseur der Lesung, beträgt 200 Millionen $. Fassungsloses Staunen.
Du nimmst den Rhythmus der Stadt an. Irgendwann merkst du, dass du anders durch die Straßen läuft. Du hast diesen unbeteiligten Blick und fühlst, dass du nicht mehr irgendetwas hinterher läufst sondern obenauf schwimmst. Dazu gehörst. Es ist natürlich nur ein bescheuertes Gefühl, weil du nirgendwo obenauf schwimmst und auch nirgendwo dazu gehörst aber allein das Bewusstsein verändert dich und wie die Menschen mit dir umgehen und plötzlich bist du wer und wirst gesehen, nur weil du mal ein Hemd anziehst und du dich auch nach Hemd fühlst und das Innen und außen übereinstimmen und dann kommen Schauspielerinnen auf dich zu und überreichen dir ihre Karten und ältere intellektuelle Damen fragen dich, wie lange du schon in NY lebst, und wundern sich, dass du erst zwei Wochen hier bist, weil du eben selbst kurz glaubst, dass du dazu gehörst und das auch ausstrahlst. Und am nächsten Tag bist du wieder nur ein Krümel im Wind.
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